Donnerstag, 7. August 2014

Ein Niemand sein, um Jemand zu werden.

Hoffnungsgebende Distanz ist etwas Wunderbares.

Warum ich Leistungsdruck nicht mag? Ich fühle mich dann schnell überlastet. Grad lief ein Lied von Rihanna, in dem das Meh vorkommt, das ich Sebastian Sekunden vorher gepostet hatte, so als ob meine Tastatur spinnt. Umso größer war die Verblüffung, so dass ich befürchtete, dass Rihanna aktuell etwas erlebt hat, vor 10 Minuten. Ich las grad Rihanna: "Boy how could you lie to me. Thought you would die for me" - als Titel für den Wahnsinnsfilm, der hier grad lief.

Könnte das auch ein Ausstellungsthema sein, kombiniert mit Totenreden und Fotos vom Urnenfeld und Friseurgeschichten von der Hesse? Oder geht das zu sehr über Holger Johns Rammstein-Thema hinaus? Die Lyrics chilliger unterlegt wäre vielleicht eingängiger - einschmeichelnder, damit es nachhaltiger ist - es muss richtig weh tun und zwar beim Hören und nicht beim Singen um Paarungsmechanismen genauer zu begreifen. Ist das Thema göttlich genug? Unter der Überschrift Patientenverfügung und ihre Aktualität. Leider beziehe alles auf mich, was in meiner Umgebung passiert. Dadurch muss ich extrem langsam werden und ständig vor- und zurückzappen, um mich wegzuträumen. Dabei ist der Titel 2008 geschrieben. Es ist ein Albtraum, hoffe ich. Am liebsten würde ich Stopp, Aufwachen sagen. Aber dann steht die K4-Schwester wieder vor mir, ich sehe das Röntgengerät, ihre Sorglosigkeit und das hirnlose Baby, das sie selbst gebar. In dem selben Raum, in dem X. dann ins Leben trat. Wann ist ein Fluch unausweichlich? Der Oberarzt der Station hieß Schwarz. Deshalb dachte ich, Micha wäre eventuell motiviert, seine Geschichten mit der ihm eigenen Behutsamkeit aufzuarbeiten. Ob ich ihn überlaste und so rieche, als ob ich das Unglück anziehe? Was ändert Hackordnung am Workflow? Industrie bleibt Industrie. Voller Zeitnot. Endometriose = nahende Sterilität vor Augen, nach Konrads Antrittsvorlesung eine missed abortion, die Siegismund anästhesierte und mit "Es wird Frühling und die Aborte beginnen zu stinken" kommentierte. Ob es Hass war oder nur Gedankenlosigkeit, ist mir egal. Wahrscheinlich war es der Preis für die epidemiologische Schmerzstudie, die damals meine Doktorarbeit werden sollte und die mir mit der Entbindung dann egal war. Die Mutter ist wohl etwas schmerzempfindlich, fragte mich die D2-Schwester, während sie den Wehentropf auf Maximum stellte, wobei die Rektorentochter ergänzte: Das, was du jetzt träumst, träumst du in deiner ersten Nacht als Mutter. Es war die Nacht meiner ersten Halluzination. Die Entbindung selbst war so furchtbar, dass ich sie nicht beschreiben mag. Ohne Klingel und mit dem Präsentieren des Astrup zu dem Kommentar: Der müsste Ihnen ja geläufig sein. Albrechts Prüfungen waren dagegen ein Klax. Es war Siegismunds Art, mit Leuten umzugehen, die er nicht mochte. Der Rektor präferierte übrigens Obsidan zur Anxiolyse, das bekam ich postpartal, als sich auch nur der Hauch eines Blutdruckanstieges andeutete. Epidemiologische Studien sind schon wichtig, für mich aber zu kompliziert. In jedem Fall war es ernüchternd. Prost. Die Bemerkung, dass ich danach bitte nun kein zweites Kind bekommen, sondern arbeiten soll, meinte die Professorin damals wahrscheinlich tatsächlich wohlwollend. Tim wurde dann unter Thomsens Narkose geboren, bei dem ich das Diplom zum ARDS gemacht hatte. Da bekam ich sogar eine Schmerzpumpe. Er ist das, was man so gemeinhin das Gegenteil von Siegismund nennen könnte. Jedenfalls saßen sie etwa zwei Meter voneinander entfernt. Ziemlich na dran an allem. Zu nah für mich. Ich konnte da Gleichzeitiges schwer abgrenzen und sehnte mich nach Hypnose, nach Revenstorf, Trenkle und Co., nachdem Fletcher vor der Wende für mich nicht erreichbar war. Roger Fletcher, nicht der New Yorker Taxifahrer in dem Film. Wenn ich eins sicher wusste, war das, dass ich eher nach Lundt als nach New York wollte. Aber das ist izwischen auch schon wieder eine Weile her. Lifestyle ist spannender als Anästhesie. Wenn ich noch mal von vorn beginnen könnte, würde ich Bioinformatiker werden, schon weil ich die jetzige ICD.10 idiotisch finde. Hypertelorismus abrechnen zu können ist bescheuert. Tims Hebamme überließ mir leihweise den Vater ihres Kindes, was allerdings keinen von uns Dreien glücklicher machte. Es war nur ein Versuch einander zu verstehen. Aber das Härteste von allem war der Kommentar der Schiffnerin "Sie ist nur eine von vielen", als Albrecht Interesse heuchelte. Immerhin hat sie ständig warme Hände, das ist viel wert. Zu Thomsen auf die ITS durfte ich nie zurück, stattdessen durfte ich meine Zeit im OP absitzen. Aber was ist schon tatsächlich unheilbar ... Irgendwann habe ich wieder meinen Holzschreibtisch am Fenster.

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